Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
mir vor, als wenn gute Schauspieler vor einem ganz leeren Hause spielen müßten! Die Straßen standen menschenleer und verödet, die Häuser wie ausgestorben, eine wahrhaft unheimliche Stille herrschte in der Stadt, nur unterbrochen vom Tritt der Pferde; die Trommeln und Trompeten widerhallten in den öden Straßen: Offiziere uudsoldaten sahen einander fragend, kopfschüttelnd und mit bedenklichen Mienen an. Welch ein Kontrast zu den pomphasten Einzügen derselben Art in den Hauptstädten Deutschlands, Italiens, Spaniens! — Schon im Laufe des ersten Tages begann es in einem entfernten Stadtteile zu brennen, und während der Nacht nahm das Feuer rasch und auf eine bedrohliche Weise zu. — Zu diesem wüsten Treiben (des Plünderns in Palästen und Bazars) gesellte sich das Toben und Brausen des rasch zunehmenden Feuermeers. Keine Feder, kein Pinsel sind imstande, das tobende Element zu schildern. Der Ton, den es erregte, kann nur mit dem Brausen eines ungeheuren Wasserfalls verglichen werden, in dessen Nähe man ganz betäubt wird. Dazu denke man sich die verschiedenen Farben der Flammen, je nach den Stoffen, die sie verzehrten. Die wunderlich gestalteten und gefärbten, himmelan steigenden Rauchsäulen, die öfters die Luft verdüsterten, das alles bot ein schauerlich-schönes Schauspiel. Wie winzig klein fühlt sich der Mensch, wenn die Elemente, sei es nun Luft, Wasser oder Feuer, in ihrer Wut sich zeigen. Durch Löschen dem Feuer Einhalt zu tun, daran war nicht zu denken: es hatte zu schnell eine riesenhafte Ausdehnung bekommen und in kurzer Zeit ganze Stadtviertel in Asche gelegt. Wenn das Feuer ans einer Seite nachließ, so brach es auf einer anderen desto wütender los. Man konnte nur zu deutlich erkennen, daß der Brand planmäßig geleitet war. — Offiziere und Generale versahen sich hier mit den schönsten neuen Wagen, selbst für das Haus des Prinzen Engen wurden einige requiriert. Das Feuer war schon ganz in der Nähe der Remisen, und es war vorauszusehen, daß alles ein Raub der Flammen werde, was wohl ein Grund der Entschuldigung für die Plünderung sein mochte." Rostopschin, der Gouverneur
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 2 —
Elbe, Hamburgs Hafen mit der stattlichen Zahl von Masten
und Schornsteinen, das Tuten der großen Seedampfer und das
Hasten der kleinen Fähr- und Schleppdampfer, die herrliche
Alfter mit ihren Schwänen, ihren Dampfbooten, Ruder- und
Segelbooten und das Jagen der Straßenbahnen, das alles ist
uns so vertraut, daß wir es nie entbehren möchten. Auch die
Menschen erscheinen uns nicht so fremd, ohwohl wir nur wenige
von ihnen näher kennen. Wenn wir sie sprechen hören, so klingt
uns die Sprache gemütlicher und anheimelnder als in anderen
Städten; sie klingt uns so herzlich, wie die Mutter zu ihrem
Kinde zu sprechen pflegt. Es giebt viele schöne Städte im weiten
deutschen Lande; aber wenn wir ihrer viele und wieder viele ge-
sehen und an der einen dieses, an der anderen jenes bewundert
haben, so sehnen wir uns doch wieder nach Hamburg zurück;
denn in all den Städten fehlt uns etwas, was wir nur in
Hamburg finden. Hamburg hat für uns den Reiz der Heimat;
Hamburg ist unsere Vaterstadt.
2.
Stadt und Dorf, Bürger und Bauer.
Hamburg ist eine Stadt. Altona, Wandsbek und Harburg
sind gleichfalls Städte; auch Berlin, Lübeck, Kiel, Hannover,
Köln, Frankfurt sind Städte. Lockstedt ist ein Dorf, ebenso
Borstel, Niendorf, Ohlsdorf, Fuhlsbüttel, Rahlstedt, Schiffbek,
Steiubek, Moorburg. Stadt und Dorf unterscheiden sich sehr
voneinander.
Ju der Stadt stehen die Häuser in Reihen und sind dicht
aneinander gebaut, so daß eins das andere berührt. Die Häuser
sind meist hoch; sie haben 3, 4 oder 5 Stockwerke übereinander;
sie sind aus Ziegelsteinen gebaut und mit Schiefer oder mit
Dachsteinen, welche wir oft Pfannen nennen, gedeckt. Zwischen
zwei Häuserreihen ist eine Straße. Dieselbe ist mit behauenen
Steinen schön gepflastert oder mit einer dicken Schicht Asphalt
bedeckt. An jeder Seite der Straße ist ein Fnßsteig für die
Leute; er ist mit Steinplatten oder Fliesen belegt. An den
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburgs Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Altona Wandsbek Harburg Berlin Kiel Hannover Frankfurt Niendorf Ohlsdorf Rahlstedt Steiubek Moorburg
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 3 —
Fußsteigen entlang gehen die Rinnsteine und stehen die Straßen-
laternen, durch welche die Straßen nachts beleuchtet werden.
Auf die Fußsteige dürfen die Wagen nicht kommen, damit ein
jeder ruhig seines Weges gehen könne und niemand überfahren
werde. Nur an den Straßenübergängen muß man zusehen, ob
nicht ein Wagen daher gejagt kommt. Jede Straße hat ihren
Namen und jedes Haus seine Nummer. Die Straße und die
Hausnummer muß man wissen, wenn man jemanden in seiner
Wohnung aufsuchen will. Die Briese und Pakete, welche wir
empfangen, müssen die volle Adresse tragen. Sie dürfen nicht
nur mit unserem Namen und dem Namen der Stadt, sondern
müssen auch mit dem Straßennamen und der Hausnummer be-
zeichnet sein; sonst würden die Postboten lange suchen müssen
um die Empfänger aufzufinden.
In den Dörfern stehen die Häuser nicht so genau reihen-
weise und nicht so dicht aneinander. Fast zu jedem Hause ge-
hört eine Scheune für das Getreide und ein Stall oder ein paar
Ställe für das Vieh. Diefe bilden mit dem Wohnhause zu-
sammen das Gehöft. Bei dem Gehöft liegt ein großer Obst-
und Gemüsegarten. Auf dem Hofplatze, welcher zwischen den
Gebäuden liegt, stehen allerlei Ackergeräte, als Wagen, Pflüge,
Eggen, jedes an feinem Platze; auch eine Hütte ist da für den
großen Hofhund, den besten Wächter in der Nacht. Die Häuser
sind meistens einstöckig, und ein jedes wird nur von einer
Familie bewohnt. Die neueren Häuser sind wie in der Stadt
aus Stein aufgebaut und mit Schiefer, Pappe oder Dachpfannen
gedeckt; aber die alten Häufer, die schon sehr lange stehen, sind
aus Holz erbaut und mit Rohr oder mit Stroh gedeckt. Die
Wände bestehen oft aus Holz und Lehm. — Stroh und Holz
sind sehr feuergefährlich; es foll daher niemand mit der bren-
nenden Cigarre oder mit der brennenden Pfeife über den Hof-
platz oder wohl gar in den Stall oder in die Scheune gehen. —
Die Dorfstraßen sind häufig recht krumm, unbenannt, schlecht
oder gar nicht gepflastert und abends stockfinster. Nur in den
Dörfern, welche nahe bei großen Städten liegen, hat man besseres
Pflaster und Straßenbeleuchtung. Nummern tragen die Häuser
1*
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TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 8 —
gegenseitigem Schutze bildeten, und an dessen Spitze das mächtige
Lübeck stand. Jetzt aber hat Hamburg alle diese Städte weit
überholt und steht in herrlichem Glänze da als erste deutsche
Handelsstadt und als eine der allerfchönsten Perlen in dem
Kranze der deutschen Städte.
4.
Hamburg an der Alster.
Wie die Elbe als große Handelsstraße dazu beigetragen
hat, Hamburg zur reichen Stadt zu machen, so ist die Alster
Hamburgs schönste Zier. Eine große, klare Wasserfläche, dnrch
eine Einschnürung in zwei Stücke, einen großen und einen
kleinen See zerteilt; die Ufer eingefaßt von Straßen mit hohen,
schönen Etagenhäusern oder mit allerliebsten Villen, welche aus
den herrlichen Gärten hervorgucken, als trügen sie ein Verlangen,
von dem Reichtum ihrer Bewohner zu erzählen; prächtige Baum-
reihen die Straßen entlang; üppige Grasflächen, Blumenbeete
und Sträuchergruppen hier und da; am Abend ein Kranz von
Lichtern ringsherum, und das alles mitten in der Großstadt!
Welche Stadt hat Schöneres aufzuweisen? Jeder Hamburger
ist stolz aus unsere Alster, und das ist er mit vollem Recht.
Sie ist der Ort, wo jung und alt zusammenströmt, wo der
ärmste Arbeiter so gut wie der reichste Kaufmann an den Sonn-
tagen und an lauen Sommerabenden Erquickung findet nach den
Mühen und Sorgen der Werktage.
Wie lebendig ist es auf dem Wasser! Die zahlreichen
kleinen Alsterdampfer eilen hierher und dorthin und legen da
und dort an, um Fahrgäste aussteigen und andere einsteigen zu
lassen. Man fährt für 10 Pfennige vom Jungfernstieg und
vou der Lombardsbrücke nach Harvestehude, St. Georg, Barm-
beck, Uhlenhorst, Eppendorf oder von dort zurück, ebenso quer
über das Waffer von Harvestehude zur Uhlenhorst oder nach
St. Georg. Viele Leute ziehen, wenn sie von Uhlenhorst,
Eppendorf u. s. w. in die innere Stadt müssen oder von hier
nach Hause wollen, die Alsterfahrt einer Fahrt in der Straßen-
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 10 —
Alster, im Winter in der Hohenfelder Bucht gefüttert. Dort
wird das Waffer für sie offen gehalten. Sie brauchen jährlich
für 7000 Mark Futter; denn sie fressen im Winter täglich etwa
300 Pfund Hafer auf. Auch im Sommer werden sie gefüttert,
weil das Gras an den Ufern der Alster zu ihrer Nahrung nicht
ausreicht. Damit sie nicht fortfliegen, wird ihnen, wenn sie
noch jung sind, an dem rechten Flügel ein Glied gebrochen.
Auch Schuten mit Steinkohlen sieht man auf der Alfter.
Sie kommen vom Hafen her und wollen nach den Anlegeplätzen
beim Alsterthor, in der Hohenfelder Bucht, im Kuhmühlenteich
oder im Langenzng, oder sie fahren den Jsebekkanal hinauf nach
Eimsbüttel. Dorthin machen sogar Kartoffelewer die Reise
durch das Fleet und die Alster. Die Fischkasten in der Bucht
beim neuen Jnngsernstieg und der Esplanade sind besonders zur
Weihnachtszeit mit fetten Karpfen gefüllt. Zwei Badeanstalten
hat die Alster auszuweisen, eine in der Alsterlnst, eine andere
bei Hohenfelde.
Wie die Außenalster wiederholt zu Ehren der Ruderer iu
festlichem Schmucke geprangt hat, so hat die Binnenalster Festen
und Feuerwerken erhöhten Glanz verliehen, wenn unsere Stadt
hohen Besuch bewirtete. 1895 hatte man auf eingerammten
Pfählen ein Felseninselchen in der Binnenalster für den Besuch
des Kaisers und vieler deutscher Fürsten errichtet. Aus Pfählen
steht auch der schmucke Alsterpavillon, den „Großen Bleichen"
gegenüber gelegen. Er legt Zeugnis davon ab, wie sehr der Ham-
burger geneigt ist, seine Mußestunden an der Alster zuzubringen.
Hamburg liegt an der Elbe, sagt der Binnenländer. Er
denkt dabei an den großen Handel, die Seeschiffahrt und den
Reichtum Hamburgs. „Mein Hamburg an der Alster!" spricht
der Hamburger, wenn er der Schönheit unserer Stadt sich freut.
5.
Die Geschichte der Alster.
In alten Zeiten sah unsere Alster ganz anders aus als
jetzt. Es hat wohl schou mancher Hamburger auf der Alster
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 12 —
lagen. So entstand für die Untermühle ein kleinerer, für die
Obermühle ein sehr großer Mühlenteich, ein wahrer See.
Man nannte ihn nur schlechtweg die Alster. Der Reesendamm
wurde bald ein sehr beliebter Spazierweg der Hamburger Frauen
und Jungfrauen, weswegen man ihn Jungfernstieg hieß. Die
Bezeichnung Reesendamm dagegen ist auf die kurze Straße an
der kleinen Alster übertragen worden. Der Stau- oder Neesen-
dämm der Obermühle schützte zugleich die unterhalb desselben
gelegene Alsterniedernng gegen die fernere Überflutung durch die
Alster, als die Stauhöhe für die Niedermühle verringert wurde.
Wo jetzt die Straße „Große Bleichen" sich hinzieht, entstanden
niedrig gelegene Wiesen, deren Gras aus der Anhöhe zu Heu
getrocknet wurde, wo wir die Straße „Heuberg" finden. Die
Wiesen dienten den Hamburgern lange Zeit als Bleichstätten,
und die Straßenbenennungen „Große Bleichen", „Hohe Bleichen"
und „Bleichenbrücke" haben darin ihren Ursprung.
Als in Deutschland der große Religionskrieg, den wir den
dreißigjährigen nennen, der schrecklichste von allen Kriegen, seinen
Anfang nahm, ließ Hamburg sich aus Besorgnis vor den Dänen
einen neuen, sehr starken Festungswall rings um die Stadt her
aufführen. Von beiden Seiten griff der Wall in die Alster
hinein. Dadurch wurde der See iu ein größeres und ein
kleineres Becken zerteilt; es entstanden die Binnenalster und die
Anßenalster. Zwischen beiden blieb nur eine schmale Verbindung,
über welche man eine Brücke schlug, die natürlich den Namen
Alsterbrücke erhielt. Das geschah vor ungefähr 275 Jahren,
im Jahre 1621.
Der Name Alsterbrücke mußte bald einer anderen Be-
nennung weichen. Im Jahre 1651 wnrde nahe bei der Brücke,
in dem Bollwerk Didericns, ein Pfandhans oder ein Lombard
erbaut, nach welchem die Brücke die Lombardsbrücke geheißen
wurde. Der sonderbare Name ist von dem deutschen Volke der
Longobarden abzuleiten; er kam aber aus Italien zu uns. Der
nördliche, fruchtbarste Teil dieses Landes war in alter Zeit von
den Longobarden erobert und nach ihnen die Lombardei benannt
worden. Zu der Zeit uun, als der deutsche Kaiser Friedrich
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hamburg Italien
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 14 —
Wiederum muß die Binnenalster sich einen Streifen ihrer
Wasserfläche abschneiden lassen.
Wir sprechen heute kaum noch davon, daß das Alsterflüßcheu
einst eine bedeutende Handelsstraße werden sollte, und doch ging
man um das Jahr 1450, also vor etwa 450 Jahren, allen
Ernstes daran, die Beste und die Trade durch einen Kanal
mit der Alster zu verbinden und so eine große Handelsstraße
zwischen Hamburg und Lübeck zu schaffen. Durch eine Reihe von
Schleusen, die man Kisten nannte, sollte das Wasser im ganzen
Lauf der Alster aufgestaut werden, so daß das Flüßchen schiff-
bar würde für größere, flachgeheude Handelsschiffe, welche die
Kaufmannsgüter von Hamburg nach Lübeck und von dort zu
uns bringen könnten. Der Kanal wurde gegraben, die Schleusen
gebaut; große Summen wurden ausgegeben, und int Jahre 1528
konnte man in Hamburg das erste Schiff, welches aus der
Alster Waren von Lübeck brachte, mit Hurrahrufeu begrüßen.
Aber die Trave und die Beste sowohl als die Alster hatten zu
wenig Wasser sür eine große Handelsstraße. Das Wasser
mußte von Schleuse zu Schleuse erst gesammelt werden, sonst
konnten die Schiffe nicht schwimmen. Die Fahrt dauerte viel zu
lange. Man benuhte sehr bald diesen so mühsam angelegten
Wasserweg nicht mehr. Die Schleusen verfielen, und der Alster-
fluß wird damals wohl für ewige Zeiten haben verzichten
müssen auf die ihm zugedachte Ehre, eine große Handelsstraße
zu sein.
6.
Stehende und fließende Gewässer.
Unsere Außenalster ist ein großer See, die Binnenalster
ein kleiner See. Bei Eppendorf und Winterhude, bei Alster-
dors, Ohlsdorf und Fuhlsbüttel ist die Alster ein Fluß. Wann
nennt man ein Wasser einen See und wann einen Fluß?
Werfen wir bei Winterhude einen Stock in die Alster, so sehen
wir. daß derselbe langsam nach Hamburg fortschwimmt. Wer
bewegt den Stock? Niemand; aber das Wasser bewegt sich
langsam fort und nimmt den Stock mit. Bei Hamburg da-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 23 —
8.
Das Rathaus.
Allen Gebäuden unserer Stadt steht das neue Rathaus an
Schönheit und Pracht voran. Es giebt in ganz Deutschland
keine Stadt, welche ein großartigeres Rathaus hätte als Hamburg.
Auch Berlin, die Hauptstadt und größte Stadt des Reiches, steht
darin hinter Hamburg zurück. Drei Seiteu des mächtigen Baues
liegen frei, während die vierte durch die Börse verdeckt ist.
Die lange Vorderseite, die sich dem Rathausmarkte zukehrt, ist
prächtig und hoheitsvoll zugleich. In ihrer Mitte, über dem
Haupteingange, erhebt sich der 112 Meter hohe, schmuckreiche
Turm, auf dessen Spitze der vergoldete Reichsadler schwebt.
Die beiden Giebelseiten, die am „Alten Wall" und der „Großen
Johannisstraße" stehen, machen den Eindruck des Gewaltigen
und außerordentlich Schönen. Das Rathaus ist durch zwei
Flügelbauteu mit der Börse verbunden. So entstand zwischen
den beiden Bauwerken ein Hof, den ein herrlicher Brunnen ziert.
Es ist unmöglich, sich für diesen Platz einen besseren und ge-
eigneteren Schmuck auszudenken. Inmitten Hamburgs, zwischen
den beiden ersten Gebäuden der großen und wichtigen See-
Handelsstadt kann nur eiu Denkmal stehen, welches die mannig-
fachen Beziehungen des Wassers zum Menschen überhaupt und
zu unserer Stadt im besonderen darstellt. Die sechs Bronze-
figureu am Fuße des Beckens bedeuten: die Schiffahrt, die
Fischerei, die bewegende Kraft, das unentbehrliche Nahruugs-
mittel, das Vergnügen des Rnderns und die Erquickung durch
das Bad. Unter den heilbringenden Kräften des Wassers aber
überragt eine Wirkung alle anderen. Der vornehmste Segen
des Wassers besteht darin, daß reines, klares Wasser die Quelle
der menschlichen Gesundheit ist. Aus diesem Grunde ist der
Brunnen mit der anmutigen und hehren Gestalt der Gesuud-
heitsgöttin gekrönt. Mit der erhobenen rechten Hand bietet sie
eine von krystallhellem Wasser überströmende Schale dar, den
Beschauer zu reichlichem Genuß des besten aller Getränke er-
munternd; mit der ausgestreckten linken Hand wehrt sie den
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hamburg Berlin Hamburg Johannisstraße" Hamburgs
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 26 —
Räume, nämlich die Fraktionssäle, die Kanzlei, die Ausschuß-
zimmer, das Zimmer des Präsidenten, der Erfrischungsraum u. s. w.
machen in jeder Hinsicht den Eindruck des außerordentlich Ge-
diegenen. Der Sitzungssaal des Senats wird Ratsstube genannt.
Sie und die um die Ratsstube her liegenden Zimmer, das
Bürgermeisteramtszimmer, die Ratslaube u. s. w. sind reich, ja
prächtig ausgestattet. In vollem Maße aber ist Schmuck und
Glanz in den Festsälen entfaltet, unter denen der großartige
Rathaussaal und der herrliche Kaifersaal voranstehen. Manch
Fürstenschloß wird an Pracht und Herrlichkeit von nnserm Rat-
hause übertroffen. Wenn Hamburg hohen Besuch erhält, so kann
es denselben mit Stolz in den stattlichen Sälen seines Rat-
Hauses bewirten. — Das Erdgeschoß dient der Finanzverwaltung
unseres Staates; in dem Stockwerk über dem Hauptgeschoß sind
unter anderen die Verwaltungsräume für Handel und Schiffahrt;
im Dachgeschoß befinden sich die Aktenräume, und den größten
Teil des Kellergeschosses nimmt der Ratsweinkeller ein, welcher
aus vier Sälen besteht. Dieselben sind der Grundsteinkeller,
die bunte Kuh, der Rosenkranz und der Remter oder Speisesaal.
Derjenige Saal, welcher „bunte Kuh" genannt wird, hat seinen
Namen nach dem dort hängenden kleinen Schiffe, der Nachbildung
eines früheren Hamburger Schiffes, Namens „bunte Kuh".
Welche Bedeutung aber dieses Schiff für Hamburg hatte, das
wollen wir später sehen.
Länger als zehn Jahre hindurch ist au uuserm neuen Rat-
hause gebaut worden, ehe es ganz fertig wurde. Seit 1842
hatte Hamburg keiu Rathaus. Der Senat und die Bürgerschaft
mußten sich 55 Jahre lang mit anderen Räumen behelfen. Die
Geschäftsräume des Senats waren in dem früheren Waisenhause
in der Admiralitätstraße und diejenigen der Bürgerschaft in dem
patriotischen Gebäude an der Trostbrücke. Das alte Hamburger
Rathaus hat nicht aus dem Rathausmarkt gestanden, fondern
hatte feinen Platz an der Stelle, wo jetzt das Gebäude der patrio-
tischen Gesellschaft steht. Es ist bei dem großen Brande vom
Jahre 1842 vernichtet worden. Gegen 600 Jahre hatte das
Rathans feinen Platz an der Trostbrücke gehabt. Bei dem
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 31 —
geköpft. Als man sein Schiff genau durchsuchte, ergab sich, so
wird erzählt, daß der dicke Mastbaum ausgehöhlt und mit
glänzendem Golde gefüllt war. Seine Gefängniszelle hieß man
„Störtebekers Loch." Die Kinder sangen aber bald das Störte-
bekerlied, in welchem es hieß:
„Klaus Störtebeker und Godeke Micheel,
Dat weeren twe Röder to glieken Deel."
Die Thaten der bunten Kuh sollen in Hamburg niemals
vergessen werden.
10.
Der Rathausmarkt und die Straßenbahnen.
Der große Platz, an welchem unser Rathaus steht, heißt
Rathausmarkt. Als nach dem schrecklichen Brande von 1842,
der den größeren Teil der inneren Stadt vernichtet hatte, die
Straßen neu geordnet und angelegt wurden, ließ man einen
weiten Raum für ein neues Rathaus und einen Platz vor dem-
selben frei. Man gab ihm schon damals den Namen, den er
heute führt, und das war ungefähr 50 Jahre zuvor, ehe das
Gebäude errichtet wurde, nach welchem er benannt ist. Der
Rathausmarkt ist ein großer, rechtwinkliger Platz, dessen eine
Hälfte mit Bäumen bepflanzt und von einem Geländer um-
schloffen ist, um den Kindern als Spielplatz zu dienen. Die
andere Hälfte hat zwei breite Bürgersteige, einen Halteplatz für
die Straßenbahnen und einen breiten Raum für den Wagen-
Verkehr. Die Hermannstraße, der Reefendamm und der „Plan"
führen in der Richtung auf St. Georg, die „Große Johannis-
straße" und der „Alte Wall" nach St. Pauli vom Rathaus-
markte ab. Durch die Poststraße, in welcher das frühere Haupt-
Postgebäude steht, nimmt man seinen Weg zum Gänsemarkt und
durch die Rathausstraße zur Petrikirche.
Der Rathausmarkt ist der bedeutsame Mittelpunkt des
Personenverkehrs in Hamburg. Er ist daher das Ziel einer fast
endlosen Zahl von Straßenbahnen, von welchen mehrere ihn nur
berühren, während andere hier ihren Endpunkt haben. Zum
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]